Die Innenministerien der Bundesrepublik und der DDR trugen maßgeblich zum Aufbau und zur Konsolidierung der beiden Staaten bei. Mit welchem Personal dies nach dem Nationalsozialismus geschah und welche politischen Folgen dessen Auswahl hatte, untersuchte eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Bösch (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) und Prof. Dr. Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte München – Berlin).
Die am 19. Juni 2018 erschienene Studie „Hüter der Ordnung – Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin nach dem Nationalsozialismus“ fasst die Ergebnisse des knapp vierjährigen Forschungsprojektes zusammen. Sie stellt dar, mit welchem Personal beide Ministerien nach 1949 aufgebaut wurden, welche Prägungen die Bediensteten hatten und wie sich dies auf die Arbeit der Behörden auswirkte.
Das Projekt wurde im Dezember 2014 von Bundesinnenminister a.D. Dr. Thomas de Maizière ins Leben gerufen. Neben den Projektleitern besteht die Forschungsgruppe aus sechs Postdoktoranden und zwei Doktorandinnen. Ein wissenschaftlicher Beirat, der im Oktober 2015 einberufen wurde, stand der Forschungsgruppe mit seiner fachlichen Expertise zur Seite. Dazu begleitete eine Steuerungsgruppe das Projekt, die sich aus Wissenschaftlern beider Institute zusammensetzte.
Ihre Ergebnisse stellte die Forschungsgruppe regelmäßig der Öffentlichkeit vor. Im Oktober 2015 wurden erste Befunde in einer Vorstudie veröffentlicht und auf der Fachtagung „NS-Belastung und politischer Neuanfang“ diskutiert. Im Juni 2017 präsentierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere Ergebnisse auf der Tagung „Getrennte Wege nach dem Nationalsozialismus? Vergleichende Perspektiven auf die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin“ in Berlin. Auch in Workshops, bei Podiumsdiskussionen und Tagungen besprachen die Mitglieder der Forschungsgruppe ihre Erkenntnisse mit Experten und einer interessierten Öffentlichkeit.
Begleitend zum Forschungsprojekt entstand die virtuelle Ausstellung „Kontinuitäten, Brüche, Neuanfang. Umgang mit dem Nationalsozialismus in den beiden deutschen Innenministerien 1949 bis 1970“, die Studierende des Studiengangs Public History der Freien Universität Berlin entworfen hatten.
Am 19. Juni 2018 stellte die Forschungsgruppe die Studie „Hüter der Ordnung. Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin“ im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat vor. Eine Zusammenfassung des circa 830-seitigen bebilderten Bandes, der im Wallstein Verlag erschienen ist, finden Sie hier. Die Studie wurde auch in die Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung aufgenommen und am 25. März 2019 veröffentlicht.
Die Forschungsgruppe plant weitere Monographien, Aufsätze und Workshops zu verschiedenen Schwerpunktthemen des BMI und MdI. In der Reihe „Veröffentlichungen zur Geschichte der deutschen Innenministerien nach 1945“ (hg. v. Frank Bösch und Andreas Wirsching) sind bereits im Wallstein Verlag erschienen:
– Dr. Martin Diebel: Stunde der Exekutive. Das Bundesinnenministerium und die Notstandsgesetzte 1949-1968 (Bd. 2).
– Dr. Maren Richter: „Aber ich habe mich nicht entmutigen lassen“. Maria Daelen – Ärztin und Gesundheitspolitikerin im 20. Jahrhundert (Bd. 3).
– Dr. Franziska Kuschel: Sicherheit als Versprechen. Verkehrsregulierung und Unfallprävention in der DDR (Bd. 4).
– Dr. Lutz Kreller: Carl Steinhoff: Erster DDR-Innenminister. Wandlungen eines bürgerlichen Sozialisten (Bd. 5).
– Dr. Irina Stange: Hans Ritter von Lex. Ein Leben für den Staat (Bd. 6).
– Dr. Stefanie Palm: Fördern und Zensieren. Die Medienpolitik des Bundesinnenministeriums nach dem Nationalsozialismus (Bd. 7).