Die SED versuchte umfassend Sicherheit in der DDR herzustellen. Wie Franziska Kuschel zeigt, bezog sich dieser Anspruch über die politische Überwachung hinaus auch auf alltägliche scheinbar unpolitische Bereiche wie die Verkehrssicherheit. Auch hierfür erhielt das Innenministerium der DDR die Zuständigkeit. Anhand der internen Entscheidungen dieses Ressorts verdeutlicht die Autorin, wie die DDR im Verkehrswesen eine Steuerungsutopie entwickelte und zu einem vorbeugend handelnden Staat wurde. Sie zeigt, wie ein breites Spektrum an präventiven Maßnahmen zur Verhaltenssteuerung entstand: von der Verkehrserziehung in Schulen und Betrieben über die gefürchteten »Stempel« auf der Straße bis hin zu öffentlichkeitswirksamen Kampagnen, Filmen und Fernsehsendungen wie etwa dem »Verkehrsmagazin«. Vieles reichte dabei weit über die Sicherheitskonzepte in der Bundesrepublik hinaus, wie die Null-Promille-Grenze oder das rigoros überwachte Tempo-Limit. Die Autorin präsentiert damit sowohl eine neue Perspektive auf die DDR-Sicherheitsgeschichte als auch unerwartete Befunde zur Regulierung des Verkehrswesens in der DDR.
Am 3. Februar 2020 erschien das Buch „Sicherheit als Versprechen. Verkehrsregulierung und Unvallprävention in der DDR“ im Wallstein-Verlag. Es ist der vierte Band in der von Frank Bösch und Andreas Wirsching herausgegebenen Reihe „Veröffentlichungen zur Geschichte der deutschen Innenministerien nach 1945“.